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KMU-Studie 2025: Rechtliche Absicherung bleibt zentrales Thema bei Unternehmensnachfolge - Notariat gewinnt an Bedeutung

Mit über 99 % aller Unternehmen bilden Klein- und Mittelunternehmen (KMU) das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Sie stehen für Beschäftigung, Stabilität und regionale Wertschöpfung. In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten müssen einheimische Betriebe bekräftigt werden. Die aktuelle Studie zur Unternehmensvorsorge unter österreichischen Klein- und Mittelunternehmen (KMU) zeigt jedoch: Die Herausforderungen rund um Unternehmensnachfolge sind größer denn je – und machen den Bedarf an gezielter Unterstützung deutlich.

Fast jedes zweite KMU vor Übergabe – aber ohne Nachfolge

47 % der befragten Unternehmen planen innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Übergabe. Doch 49 % haben dafür noch keine geeignete Nachfolge – besonders kleinere Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeiter:innen sind betroffen. Die wirtschaftliche Bedeutung ist groß, denn KMUs machen mehr als 99 % aller Unternehmen in Österreich aus. Entsprechend kritisch bewerten Expert:innen die aktuelle Lage.

„Das Nachfolgeproblem wird zu einer volkswirtschaftlichen Herausforderung. Unternehmen brauchen rechtlich fundierte und zugleich praxisnahe Begleitung – und zwar rechtzeitig“, so Michael Umfahrer, Präsident der Österreichischen Notariatskammer.

Rechtliche Absicherung als entscheidender Faktor

Ein Drittel der Unternehmer:innen nennt die rechtliche Absicherung als wichtigsten oder zweitwichtigsten Aspekt bei der Nachfolge. Bei Unternehmer:innen mit konkreten Übergabeplänen in den nächsten fünf Jahren steigt dieser Wert auf 38 %. Deutlich zeigt sich dieser Trend ebenfalls bei Unternehmerinnen (39 %) sowie Betrieben mit langjähriger Familiengeschichte - nicht zuletzt, weil Übergaben innerhalb der Familie komplex und emotional behaftet sein können.

Gleichzeitig zeigt sich: Je näher die Übergabe rückt, desto besser ist das rechtliche Fundament – ein Hinweis darauf, dass professionelle Beratung wirkt. So sehen nur 20 % der Unternehmer:innen mit kurzfristigen Übergabeplänen eine fehlende rechtliche Absicherung als Hindernis.

Notariate als zunehmend relevante Ansprechpartner

Bereits 29 % der KMUs nennen Notar:innen als zentrale rechtliche Berater:innen bei der Nachfolgeplanung – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber 2020. Besonders hoch ist das Vertrauen bei Traditionsunternehmen (52 %) und Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeiter:innen (54 %). Zudem zeigt sich eine hohe Zufriedenheit bei bestehenden Kontakten: 90 % der Unternehmer:innen, die bereits mit einem Notariat zusammengearbeitet haben, bewerten die Beratung positiv.

„Diese Zahlen bestätigen unseren Anspruch: Wir begleiten Unternehmen seit Jahrzehnten durch komplexe Übergabeprozesse – mit fundierter rechtlicher Expertise und einem starken Praxisbezug“, so Michael Umfahrer, Präsident der Österreichischen Notariatskammer.

Aufklärungsbedarf bei digitalen Angeboten und FlexKapG

Trotz hoher Zufriedenheit bei bisherigen Kontakten, zeigt die Studie auch: Viele Unternehmer:innen wissen noch nicht, welche umfassenden Leistungen die Notariate bereits heute bieten. Nur rund ein Drittel der KMUs kennen das vollständige Leistungsangebot von Notariaten. Noch geringer ist die Bekanntheit bei digitalen Notariatsleistungen: 62 % der Befragten haben noch nie davon gehört, obwohl das Interesse – insbesondere bei jüngeren Unternehmer:innen und in Wien – vorhanden ist.

Auch die neue Gesellschaftsform FlexKapG ist bislang nur 26 % der KMUs bekannt, obwohl sie rechtliche Vorteile bei externen Übergaben bietet. Aktuell dominieren Steuerberater:innen (49 %) und die Wirtschaftskammer (33 %) als Informationsquellen – das Notariat folgt mit 14 %.

Chancen für gezielte rechtliche Begleitung

Die Studienergebnisse zeigen klaren Handlungsbedarf: Es braucht mehr Aufklärung über rechtliche Gestaltungsmöglichkeiten, früheren Zugang zu Beratung und eine stärkere Sichtbarkeit digitaler Services. Notariate nehmen hier zunehmend eine relevante Rolle ein – müssen aber noch stärker dort sichtbar werden, wo der Informationsbedarf am größten ist.

Notarinnen und Notare sind hervorragend positioniert, um Unternehmen rechtlich durch komplexe Nachfolgeprozesse zu begleiten – online wie analog. Diese Kompetenzen gilt es nun gezielt zu kommunizieren“, meint Michael Umfahrer, Präsident der Österreichischen Notariatskammer, abschließend.

Über das Notariat

Österreichweit bieten 536 Notar:innen unabhängige, unparteiliche sowie unbürokratische Dienstleistungen in verschiedenen Rechtsbereichen, darunter persönliche Vorsorge, Immobilienrecht und Unternehmensgründungen. Die Leistungen reichen von der Errichtung eines Testaments über den Kauf einer Immobilie bis zur Gründung eines Unternehmens. Dabei stehen Rechtssicherheit und Transparenz im Mittelpunkt. Die Arbeit zeichnet sich durch höchste Sorgfalt, Vertraulichkeit und Fachkompetenz aus – für eine individuelle und lösungsorientierte Beratung in rechtlichen Angelegenheiten. Digitale Services sorgen für eine flexible und effiziente Abwicklung.

Die Studie

Im Auftrag der ÖGIZIN befragte die Spectra Marktforschung von Februar bis Mai 2025 österreichweit 500 KMUs bis 250 Mitarbeiter:innen. Gesprächspartner:innen waren Inhaber:innen bzw. (Mit-)Eigentümer:innen im Alter zwischen 25 und 69 Jahren. Die repräsentative Studie wurde bereits 2008, 2013, 2016 und 2020 durchgeführt und zeigt Trends und Entwicklungen.